Frustriert als Mutter – wie du damit umgehen kannst und Wege aus der Frustration findest

Alles hat so schön angefangen. Den Partner fürs Leben gefunden und mit ihm das innere Wissen: Wir möchten eine eigene Familie gründen. Einem Menschen, den wir gezeugt haben, die Welt zeigen, die Welt erkunden lassen, das unbeschwerte Kinderlachen aufsaugen, das Herz mit niemals endender Liebe füllen. War das bei dir auch so, als du wusstest, du möchtest eine Familie gründen? Was war dein Antrieb? 

 

Es mag sicherlich einige Frauen geben, für die stellt sich das Muttersein und Familienleben so dar, wie sie es sich erträumt haben. Aber um diese Frauen geht es hier nicht. Mit meinen Worten möchte ich dich ansprechen, wenn du ernüchtert bist von deinem Muttersein, dir das Leben als Mutter anders vorgestellt hast und frustriert darüber bist, an dir selbst zu beobachten, dass du der Schatten dessen sind, was du hättest sein wollen: Selbstbestimmt, frei, unabhängig.  

 

Als Mutter genervt von dem ständigen Bedürfniserfüllen?

Du fühlst dich gefangen in der Mutterrolle als permanente Bedürfniserfüllerin deines Kindes – und als wäre das nicht schon genug, on top noch als die von fast allem, was zuhause ‚so nebenbei‘ anfällt wie z.B. Waschen, Putzen, Kleider sortieren, neue Kleider kaufen, Geburtsgeschenke besorgen, Kinderarzttermine koordinieren, Handwerker zwischendurch auch noch, die Steuererklärung machen, dich um neue Versicherungen kümmern, die Terrasse für den Frühling vorbereiten, neue, herausforderndere, spannendere Spielsachen besorgen – you name it. [Hier setze ich voraus, dass du hauptsächlich mit deinem Kind zuhause bist und dein Mann Hauptverdiener, also immer noch klassische Rollenverteilung.] 

Du hast das Gefühl, du verblödest, dein Hirn schrumpft auf Windelgröße 1, wo es sich früher mit Leidenschaft den Entwicklungen der Weltgeschichte, innovativen Entdeckungen oder Projekten in der Unternehmenswelt gewidmet hat. Dein Horizont hat sich bis zum Muttersein stets erweitert – nun hast du das Gefühl, er ist, ähnlich wie dein Lieblingswollpulli, der aus Versehen im Trockner gelandet ist, eingegangen.

 

Das ist bitter. Das ist frustrierend. Es gibt daran wenig schönzureden. Es ist eine brutale Umstellung für deinen Kopf, deine Seele und deinen Körper. 


Was wäre, wenn du als Mama deines ersten Kindes auch bei null anfangen dürftest – ähnlich wie dein Baby? Wenn du nicht vom ersten Tag an perfekt sein müsstest sondern in deine neue Verantwortung hineinwachsen darfst?

 

Was wäre, wenn du dir gestattest, dein Muttersein in der Realität anders aussehen zu lassen als in deinen Träumen? Wie wäre das? Würde das verrückt klingen oder würde es Druck von deinen Schultern nehmen?  


Was wäre, wenn das, was du bis zu deinem Muttersein über Selbiges aufgesaugt hast, nicht dir entspricht, nicht passend für dich ist?
Wie würde es aussehen, wenn du dein eigenes, für dich passendes Drehbuch zum Muttersein schreiben würdest? Glaubst du, du würdest dich dann immer noch frustriert fühlen? 

 

Let’s dig deeper.

 

Der Blick auf das Vergangene oder: Wo kommen deine Vorstellungen zum Muttersein eigentlich her? 

Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, wo deine Vorstellung zum Muttersein herkommen? Die Einflüsse sind komplex: Deine eigene Kindheit, deine Eltern, weitere für dich wichtige Bezugspersonen, die Beziehung zu den eigenen Eltern und deinen weiteren Bezugspersonen, Erfahrungen in deiner Kindheit, Werte, Erziehungsstile, ebenso Erfahrungen mit Kindern in deinem Umfeld, dein bisheriger Lebensstil, deine Ansprüche – all das und noch vieles mehr hat deine Vorstellung unbewusst oder bewusst mitgeprägt. Wenn du anfängst, dich damit zu beschäftigen, kannst du dir das ungefähr so vorstellen: Du hebst Zusammenhänge vom Unbewussten in dein Bewusstsein – sie werden dir allmählich, Schritt für Schritt bewusst, das bedeutet nichts anderes als dass du dich damit aktiv durch die Beobachtung deiner Gedanken und deines Verhaltens auseinandersetzt. Das leitet über zu der Frage: 

 

Was bringt es dir, zu wissen, wo sie herkommen?

Du lernst dich selbst besser kennen, deine Herkunft, deine Muster, deine Stärken und Schwachstellen. Aus dieser Selbsterkenntnis heraus erschließt sich dein Weg mit deinen eigenen Gefühlen umzugehen. Und der Umgang mit deinen eigenen Gefühlen, zu denen auch dein Frust gehört, ist dein Weg raus aus deiner Frustration.

 

Eine Übung als möglicher Weg raus aus der Frustration oder: Wie du als Mama zufriedener sein kannst

Eine kleine Übung für dich, wenn du frustriert bist:

 

Nimm‘ dir ein Blatt Papier und einen Stift und schreibe detailliert auf dieses Blatt, was dich frustriert. Schreibe alles, was dir direkt in den Sinn kommt – unzensiert. So detailreich wie möglich. Also statt der schwammigen Formulierung ‚Naja, also manchmal, da hätte ich morgens schon gerne mehr Zeit, selbst etwas zu machen‘ folgendes:  ‚Es geht mir auf den Sack, dass ich als Mutter Tag für Tag um 5 Uhr mit dem Kind aufstehen soll, ihm das Frühstück zubereiten soll, bei jedem Pieps von ihm zur Stelle sein soll, während mein Mann seine Fitnessübungen macht, in Ruhe duscht und frühstückt.‘

 

Diese Übung stellt dich vor zwei Herausforderungen: Erstens darfst und musst du dich aktiv und detailliert damit beschäftigen, was dich wirklich frustriert, stört und nervt. Wichtig dabei ist, dass du ehrlich zu dir selbst bist. Und zweitens: Das, was du in der Übung herausfindest, darfst und musst du so umsetzen, dass sich etwas verändert – in die Richtung, in die du es dir wünschst. Im obigen Beispiel wären also angebrachte Fragen:

 

  • Wie hättest du es gerne? Ja, und ich wiederhole es gerne immer wieder: In dieser Übung ist dein Leben ein Wunschkonzert! Auch, wenn dein Kopf dir, während du diesen Satz hier liest, schon mindestens fünf Mal mitgeteilt hat, dass das nicht so wäre. Doch! In dieser Übung schon.
  • Was brauchst du? Ja, du!!
  • Wen brauchst du? Wer ist involviert? Wessen Unterstützung brauchst du?
  • Wo siehst du Hindernisse auf dem Weg? Fällt es dir schwer, dein Bedürfnis zu kommunizieren, zweifelst du an der Kooperationsbereitschaft? Fehlen andere Ressourcen? Frage dich hier abschließend: Ist das wirklich so? Oder schließt du eher aufgrund von früheren Interpretationen darauf, dass es so werden könnte – weißt aber im Prinzip nicht, ob es nicht auch anders kommen könnte. Probiere es aus! Trau dich!

 

 

Was gegen Frustration immer hilft oder: Andere Blickwinkel für deine Zeit ab jetzt

 

Jeder Weg so einzigartig ist wie der Mensch, der ihn beschreitet. Was für den einen passt, muss noch lange nicht für den anderen passen. Deswegen plädiere ich für das Kennenlernen deiner Selbst – inside first und von dort aus geht es weiter.

 

Eine Erkenntnis aber hat bisher noch bei (fast) allen Müttern entscheidend gewirkt: Als Mutter darfst du unterscheiden lernen zwischen dir und deinem Kind. Das bedeutet für aufreibende Alltagssituationen: Wenn dich das Geschrei nervt, das Jammern stört, das Tausendste ‚Mamaaaa‘ hintereinander zur Verzweiflung bringt…

 

Die Genervtheit, die Verzweiflung – sie sind in dir. Dein Kind mag der Auslöser sein, aber es trifft keine Schuld daran. Heißt:  Dein Kind ist kein Punching Ball, dem du deinen Frust unsortiert vor die Füße knallst. Jeder darf hier seine Aufgabe erfüllen: Dein Kind äußert sein Bedürfnis auf die ihm in dem Moment zur Verfügung stehende Art. Es möchte dich damit nicht ärgern (und oh ja, es gibt Situationen, da fühlt sich das in dir ganz anders an und es fällt dir schwer, das zu glauben!) und du kümmerst dich um deine Gefühle. 

 

In solchen aufreibenden Alltagssituationen kannst du Folgendes ausprobieren:   

·        Atme tief ein und aus. Zähle beim Einatmen bis 4, beim Ausatmen bis 8. Damit fokussierst du dich auf dich und deine Chancen stehen höher, dass du bei dir bleibst und dein Kind nicht anpflaumst.

·        Mache dir bewusst: Du bist in der Führungsposition, nicht dein Kind. Dein Kind (im Alter von 0-3) ist darauf angewiesen , dass du ihm den Weg aus der eigenen emotionalen Misere zeigst und vormachst. Kleiner Spoiler: Du wirst selten mit Frust konfrontiert sein, wenn dein Kind quietschfidel vor sich hin spielt und super pflegeleicht ist. Du wirst frustriert sein, wenn dein Kind sich eben nicht so verhält, wie du es dir gerade wünschst und damit geht meistens bei dem Kind eine Situation voraus, in der es einer emotionalen Regulierung durch eine außenstehende Person, in dem hiesigen Fall dich, bedarf.

·        Was brauchst du gerade? Die Antwort darauf kannst nur du in dir erfahren. Wenn du dabei Unterstützungsbedarf hast, sind hier mögliche Antworten: Ruhe, Alleinsein, Zeit andere Dinge zu tun, ein Gespräch unter Erwachsenen, auskotzen, Bewegung, andere Umgebung, dein Lieblingslied, eine Umarmung, ein offenes Ohr,

·        Was glaubst du, welches Bedürfnis verbirgt sich hinter dem Verhalten deines Kindes? Nimm hier die Sichtweise ein, dass dich dein Kind mit seinem Verhalten nicht ärgert, sondern es in seinen vorhandenen Möglichkeiten nach der Befriedigung mindestens eines Bedürfnisses ruft, das es (noch) nicht (adäquat) in Worten ausdrücken kann. Hunger, müde, Ruhe, körperliche Nähe, Wut rauslassen, angestaute Emotionen rauslassen…?

·        Sorge dafür, dass du die Bedürfnisse von Euch beiden befriedigst. Brauchst du noch etwas, um dahin zu kommen? Dass du das Bedürfnis deines Kindes versuchst zu befriedigen, das setze ich voraus – oftmals führt das nämlich zum Frust, wenn es so einseitig ist. Wenn du das Gefühl hast, dass du eben nur das vom Kind erfüllst und dich selbst dabei aufgibst. Deswegen hier der Appell an dich: Auch dein Bedürfnis zählt. Auch deins darf und muss integriert werden! Wie kann dir das gelingen? Sei kreativ. Es gibt Lösungen dafür.

 

Du fragst dich vielleicht, wie das in einer doofen Situation gehen soll? Wie du an all die Schritte denken sollst? Es kann beim ersten Mal holprig sein, aber das ist wie mit allem, was du neu lernst. Mit jedem Mal, das du übst, wird sich dieser Ablauf mehr und mehr verinnerlichen und somit automatischer und weniger aufwändig werden. Der Aufwand am Anfang – und die möglicherweise damit verbundene zusätzliche Frustration, weil es so lange dauert – sollte dich nicht davon abschrecken, es auszuprobieren. Ganz im Gegenteil: Mit Übung wird der Moment kommen, an dem du die Früchte erntest und deine Frustration umwandeln kannst in das, was du brauchst.

 

Last but not least: Suche dir eine starke Gemeinschaft für dich. Andere Mütter, die ähnlich ticken wie du. Zusammengehörigkeit. Gemeinsam stark und gemeinsam schwach sein. Mehr dazu in Kürze in einem neuen Artikel. 

 

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Blogartikel Möglichkeiten aufgezeigt habe, mit deinem Frust umzugehen und Wege heraus zu finden. Es war ein grober Ansatz – ins Detail gehe ich in Kürze, wenn ich spezielle Frustthemen anspreche wie z.B. dein Kind ‚hängt‘ ständig an dir und nimmt dir die Luft zum Atmen, dein Körper nach der Geburt frustet dich, dein Partner und du ihr habt unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung, dein Beruf fehlt dir usw. Stay tuned! 

 

Ich freue mich, wenn du meinen Blogartikel deinen Freundinnen und anderen Müttern weiterempfiehlst und mir Kommentare hinterlässt, was besonders hilfreich für dich war und wo du noch Unterstützung benötigst. Ich bin gerne für dich da! 

 

Deine Melanie Alisa

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